Trauma-Bonding: Warum du an jemanden gebunden bist, der dir wehtut
Wenn Liebe sich wie Sucht anfühlt
11/19/20253 min read


Vielleicht kennst du dieses Gefühl:
Du weißt, dieser Mensch tut dir nicht gut.
Du kennst die Verletzungen, die Lügen, die Entwertungen.
Und trotzdem bist du geblieben.
Vielleicht viel länger, als du dir heute erklären kannst.
Vielleicht hast du dich selbst gefragt:
„Was stimmt nicht mit mir?“
„Warum komme ich nicht los?“
„Wieso hänge ich an jemandem, der mich kaputtmacht?“
Die Antwort ist nicht, dass du „zu schwach“ bist.
Auch nicht, dass du „bindungsunfähig“ oder „abhängig“ bist.
Die Wahrheit ist:
👉 Du hast ein Trauma-Bond entwickelt.
Und dieses Band ist stärker als jede Verliebtheit – stärker sogar als manche Form von Liebe.
Was Trauma-Bonding wirklich ist
Trauma-Bonding entsteht, wenn ein Mensch dir gleichzeitig Schmerz und Erleichterung zufügt.
Es ist ein ungesunder, aber extrem intensiver Kreislauf aus:
Zuneigung
Verletzung
Entzug
Versöhnung
erneuter Nähe
Und genau dieser Wechsel erzeugt die stärkste Form emotionaler Bindung, die unser Nervensystem kennt.
Narzissten beherrschen diesen Kreislauf intuitiv.
Die Formel dahinter: Liebe – Entzug – Belohnung
Trauma-Bonding entsteht nicht zufällig.
Es entsteht durch Muster – immer wieder:
Idealisierung
Der Narzisst überschüttet dich mit Liebe, Nähe, Aufmerksamkeit.
Du fühlst dich gesehen wie nie zuvor.
Dein Körper schüttet Dopamin, Oxytocin, Endorphine aus – echte Bindungshormone.
Abwertung
Plötzlich wird alles kalt.
Er zieht sich zurück.
Kritik, Schweigen, Wut, Drama.
Unberechenbarkeit.
Dein Körper geht in Alarm.
Intermittierende Belohnung
Wenn du „funktionierst“ oder die Beziehung retten willst, wird er wieder liebevoll.
Plötzlich gibt es wieder Nähe, Lächeln, Entschuldigung, Sex, „niemand liebt dich so wie ich“.
Diese unvorhersehbaren Zyklen wirken wie Glücksspielsucht fürs Nervensystem.
Das ist der Punkt, an dem du emotional „fesselst“.
Warum du nicht gehen konntest
Trauma-Bonds sind so stark, weil:
Dein Nervensystem verwechselt Intensität mit Liebe
Für dein System fühlt sich alles extrem an –
also muss es wichtig sein.
Versöhnung nach Schmerz fühlt sich wie Erlösung an
Oxytocin + Dopamin nach Streit = die stärkste Bindung überhaupt.
Du wartest auf die Rückkehr der Anfangsphase
Dein Gehirn ist abhängig vom „Kick“ der Idealisation –
dem Gefühl, endlich „genug“ zu sein.
Du glaubst: Wenn ich mich nur mehr anstrenge, wird es wieder wie am Anfang
Das hält dich in der Beziehung fest –
nicht Liebe, sondern Hoffnung.
Du hast gelernt, seinen Schmerz über deinen zu stellen
Co-Narzissmus lässt grüßen.
Du willst retten, verstehen, reparieren.
Was im Körper passiert: biochemische Fesseln
Trauma-Bonding ist keine „psychologische Schwäche“.
Es ist Biologie.
Dopamin: Verlangen, Sehnsucht
Oxytocin: Bindung, Zugehörigkeit
Cortisol: Stress, Alarm
Adrenalin: Kampf-oder-Flucht
Serotoninmangel: emotionale Instabilität
Eine toxische Mischung, die dich abhängig macht.
Du liebst nicht den Menschen.
Du liebst die Erlösung nach dem Schmerz.
Warum es nach der Trennung so weh tut
Wenn du gehst, verlierst du nicht nur die Person –
du verlierst auch:
die Intensität
den Kick
die Hoffnung
die Versöhnungsphasen
das Gefühl von „Ich bin doch wertvoll, oder?“
Deshalb fühlen sich Trennungen von Narzissten oft schlimmer an
als die Beziehung selbst.
Du bist im Entzug.
Genau wie bei jeder anderen Sucht.
Wie du Trauma-Bonding löst
Es ist kein „einmal verstanden und weg damit“-Prozess.
Es ist ein Weg.
Sanft. Langsam. Wiederholt.
Kontaktabbruch oder radikale Distanz
Ja, es ist schwer.
Ja, dein System wird rebellieren.
Aber ohne Abstand bleibt die Fessel bestehen.
Trigger verstehen statt bekämpfen
Wenn die Sehnsucht kommt, sag dir:
„Das ist Biologie, kein Beweis für Liebe.“
Trauern – ohne dich zu schämen
Du trauerst nicht um ihn.
Du trauerst um:
dein verlorenes Ich
deine Hoffnungen
deine Ideale
deine Version der Liebe
Neu lernen, was echte Sicherheit ist
Gesunde Liebe fühlt sich an wie:
ruhig
echt
verlässlich
warm
nicht wie Achterbahn
Körperarbeit
Das Trauma sitzt im Nervensystem, nicht im Kopf.
Deshalb helfen:
Atmung
sanfte Bewegung
Somatic Experiencing
Yoga
EMDR
Nervensystemregulation
Reframing
Nicht:
„Ich war naiv.“
Sondern:
„Mein Körper hat versucht, mich zu schützen – mit den falschen Menschen, aber aus den richtigen Gründen.“
Das Ende des Trauma-Bonds: wenn der Körper versteht, dass du sicher bist
Es kommt der Moment, an dem du entkoppelst.
Langsam, oft unbemerkt.
Du wachst auf und denkst:
„Das fühlt sich nicht mehr wie Sehnsucht an.“
Du spürst:
Neutralität
Abstand
Klarheit
Frieden
Und irgendwann fühlt es sich nicht mehr so an, als würde ein unsichtbares Band an dir ziehen.
Dein Nervensystem hat verstanden:
Der Löwe ist weg.
Der Käfig ist weg.
Du bist sicher.
Fazit: Trauma-Bonding ist kein Zeichen von Schwäche – sondern ein Zeichen dafür, wie sehr du lieben kannst
Wenn du in einem Trauma-Bond festhingst, bedeutet das nicht, dass du „defekt“ bist.
Es bedeutet, dass du:
tief fühlst
loyal bist
hoffnungsvoll bist
und liebesfähig
Du bist nicht „abhängig“ gewesen –
du warst verletzt und menschlich.
Und das ist nichts, wofür du dich schämen musst.
Es ist etwas, das du heilen darfst.
In deinem Tempo.
Mit deinem Körper.
Mit deiner Wahrheit.
Mit deinem Mut.
Du findest den Weg da raus –
und du findest zurück zu dir.
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