Heilung nach Narzissmus: Warum dein Körper Jahre später noch reagiert

- und damit nichts gegen dich, sondern für dich tut

11/17/20256 min read

„Die Beziehung ist vorbei – warum geht es mir immer noch so schlecht?“

Vielleicht kennst du diesen Gedanken.

Du bist seit Monaten oder sogar Jahren getrennt.
Du bist raus aus der Hölle, vielleicht sogar in einer neuen, gesunden Beziehung.
Von außen wirkt dein Leben stabil – manchmal sogar „endlich gut“.

Und dann passiert es plötzlich:
Im Urlaub.
Bei scheinbar banalem Stress.
Oder einfach so, an einem ganz normalen Tag.

Dein Körper dreht auf:
Panik, Schlafstörungen, diffuse Schmerzen, Entzündungen, Erschöpfung, Gewichtszunahme oder das Gefühl, als würdest du gleich „innerlich auseinanderfallen“.

Und vielleicht denkst du dann:

„Wieso jetzt? Ich bin doch längst raus. Was stimmt nicht mit mir?“

Genau darüber wird viel zu wenig ehrlich gesprochen.

Der größte Mythos: „Trenn´ dich und dann wird alles gut“

In Social Media sieht es oft so aus:

  • Du erkennst, dass dein Partner narzisstisch ist.

  • Du trennst dich.

  • Du machst einen Kurs, ein Coaching, ein Wochenend-Seminar.

  • Zack: geheilt, leicht, frei, neues Leben, neues Ich.

Wenn du das erlebst, fühlst du dich schnell „falsch“, sobald deine Realität anders aussieht.
Du glaubst, du müsstest schon viel weiter sein. Du glaubst, du machst irgendwas falsch.

Die Wahrheit ist:
Heilung nach narzisstischem Missbrauch ist keine Sache, die du nach 5 Wochen abgeschlossen hast.
Sie ist ein mehrjähriger Prozess – und manchmal melden sich alte Wunden auch dann noch, wenn du dachtest, alles sei längst verarbeitet.

Nicht, weil du schwach bist.
Sondern, weil dein Nervensystem ein Langstreckenläufer ist, kein Sprinter.

Dein Nervensystem im „Löwenkäfig“

Stell dir vor, du lebst jahrelang in einem Käfig mit einem Löwen.

Er könnte dich jederzeit fressen.
Manchmal ist er ruhig, manchmal brüllt er, manchmal schnappt er nach dir.
Du schläfst mit einem offenen Auge, innerlich immer bereit, zu reagieren.

Genau so erlebt dein Nervensystem eine langjährige Beziehung mit einem Narzissten:

  • Du bist dauerhaft auf Alarm.

  • Du scannst ständig seine Stimmung.

  • Du passt dich an, bevor es knallt.

  • Du erklärst, beschwichtigst, entschuldigst dich.

Das bedeutet:
Dein System läuft nicht auf 30–50 % Stress – wie bei „normalem“ Alltagsstress.
Es läuft auf 90–110 %. Dauerhaft.

Um das durchzuhalten, leiht sich dein Körper Energie, die er eigentlich für andere Dinge bräuchte:

  • Immunsystem

  • Hormonhaushalt

  • Verdauung

  • Regeneration

  • innere Reparaturprozesse

Deshalb:

  • wirst du häufiger krank

  • bist chronisch erschöpft

  • bekommst diffuse Symptome, die niemand so richtig einordnen kann

Aber du funktionierst weiter. Du musst ja.

Nach der Trennung: Der Löwe ist weg – aber der Körper weiß es noch nicht

Wenn du dich trennst, passiert oft Folgendes:

  • psychisch: Erleichterung, Aufatmen, klarere Gedanken

  • körperlich: erst Entspannung – und dann irgendwann der „Zusammenbruch“

Am Anfang fühlst du vielleicht:

  • Ein Hochgefühl: „Ich hab’s geschafft!“

  • Neue Energie, erste Kilos gehen runter, mehr Kraft, mehr Lebensfreude.

Und du denkst: „Okay, mein System hat’s verstanden. Ich bin safe.“

Aber dein Körper ist vorsichtig.
Er glaubt nicht sofort, was du ihm erzählst – er glaubt, was er jahrelang erlebt hat.

Für ihn gilt:

„Wir waren so lange im Löwenkäfig – das kann nicht von heute auf morgen vorbei sein.“

Also bleibt er noch längere Zeit auf einem zu hohen Stressniveau, selbst wenn du längst in Sicherheit bist.

Lies in diesem Buch* auch gerne mehr zu dem Thema.

Wenn Heilung sich „toxisch“ anfühlt

Irgendwann – manchmal nach Monaten, manchmal nach Jahren – passiert etwas:

  • Du bekommst wieder Symptome.

  • Panikattacken melden sich.

  • Entzündungen, Schmerzen, Müdigkeit, hormonelles Chaos, Gewichtsschwankungen.

  • Du fragst dich: „Bin ich wieder zurück im Alten? Bin ich rückfällig?“

Nein. In vielen Fällen bedeutet das:

Dein Körper holt sich zurück, was er jahrelang für dich geleistet hat.

Er sagt sinngemäß:

„Jetzt, wo der Löwe wirklich weg ist, brauche ich Zeit, um aufzuräumen. Und diesmal gehe ich keine Kompromisse mehr ein.“

Das kann bedeuten:

  • Du wirst „plötzlich“ wieder krank.

  • Du bist unaussprechlich müde.

  • Du kannst emotional nichts mehr wegdrücken.

  • Dein Körper zwingt dich in die Pause, die du dir nie genommen hast.

Das fühlt sich furchtbar an.
So, als wärst du wieder mitten im Trauma.
Aber in Wahrheit beginnt genau hier die tiefe Regeneration.

Heilung verläuft in Wellen – nicht in einer geraden Linie

Heilung nach narzisstischem Missbrauch sieht oft so aus:

hoch – runter – stabil – wieder runter – höher – nochmal tief – und langsam ruhiger

Du hast Phasen, in denen du denkst:

„Jetzt bin ich durch!“

Und plötzlich kommt eine Welle:

  • ein Trigger

  • ein ähnlicher Urlaub

  • ein bestimmter Geruch

  • ein Blick

  • ein Satz

Dein System verbindet die aktuelle Situation mit früheren Erfahrungen und geht in Alarm.
Nicht, weil es „übertreibt“, sondern, weil es dich beschützen will.

Hier ist der entscheidende Unterschied:

  • Früher, in der toxischen Beziehung: Dein Körper war im Alarm, weil du wirklich in Gefahr warst.

  • Heute, in einem sicheren Leben: Dein Körper reagiert auf eine Erinnerung – und du darfst ihm neu erklären, dass du jetzt in Sicherheit bist.

Dein Körper ist nicht dein Feind

Vielleicht kämpfst du mit deinem Körper:

  • wegen deines Gewichts, das du über die Jahre des emotionalen Missbrauchs zugenommen hast

  • wegen chronischer Erschöpfung

  • wegen Panikattacken

  • wegen Schmerzen oder Erkrankungen

Vielleicht denkst du manchmal:

„Warum macht mein Körper nicht einfach mit? Warum kriege ich das nicht in den Griff?“

Aber was, wenn die Wahrheit eine andere ist?

Was, wenn dein Körper all die Jahre dein Schutzschild war?

  • Das zusätzliche Gewicht als Panzer.

  • Die Müdigkeit als Notbremse.

  • Die Schmerzen als Alarmzeichen: „Es war zu viel.“

  • Die Panik als Versuch, dich aus Situationen herauszuziehen, die sich wie früher anfühlen.

Stell dir vor, du würdest deinem Körper zum ersten Mal sagen:

„Danke, dass du mich die ganze Zeit am Leben gehalten hast.
Ich hab dich lange bekämpft – aber du warst die ganze Zeit auf meiner Seite.“

Da beginnt eine völlig neue Art der Heilung.

Was dir jetzt wirklich hilft

Aufhören, gegen deinen Körper zu kämpfen

Statt:

„Reiß dich zusammen, funktionier endlich!“

lieber:

„Okay, du meldest dich. Offenbar war es zu viel. Lass uns einen Gang runterfahren.“

Heilung ist nicht, wenn du wieder alles schaffst.
Heilung ist, wenn du nicht mehr trotz allem weitermachen musst.

Trigger erkennen – und freundlich antworten

Wenn eine Situation dich an früher erinnert (z. B. ein ähnlicher Urlaub, ein bestimmter Typ Mensch, ein Ort), kann dein System dicht machen.

Statt dich zu verurteilen:

„Was ist los mit mir?“

kannst du sagen:

„Ich verstehe, dass du Alarm schlägst. Es fühlt sich an wie früher, aber wir sind heute sicher. Ich pass auf uns auf.“

Dein Nervensystem lernt mit der Zeit:

„Aha, es ist nicht mehr wie damals. Ich darf runterfahren.“

Atmen

Klingt banal.
Ist aber eines der stärksten Tools, um dein Nervensystem zu beruhigen.

Eine einfache Übung (z. B. bei Panik):

  • 4 Sekunden einatmen

  • 7 Sekunden den Atem halten

  • 8 Sekunden ausatmen

  • das Ganze 6 Mal wiederholen

Du sagst deinem Körper damit:

„Wir sind nicht im Löwenkäfig. Wir können atmen. Es ist jetzt.“

Das ersetzt keine Therapie – aber es gibt dir in akuten Momenten ein Stück Kontrolle zurück.

Hier findest du Atemtechniken zur Selbstheilung.*

Weinen, trauern, fühlen – ja, auch um ihn

Viele glauben:

„Wenn ich noch weine, hat er gewonnen.“

Nein.
Wenn du weinst, hast du dir erlaubt, Mensch zu sein.

Du darfst trauern:

  • um dich

  • um dein früheres Ich

  • um verlorene Jahre

  • um deine Hoffnungen

  • sogar um ihn und die Liebe, die du dir gewünscht hast

Das ist kein Sieg für den Narzissten.
Es ist ein Sieg für deine Heilung.

Weniger Social-Media-Schein, mehr echtes Nach-Innen-Schauen

Gefilterte Gesichter, perfekte Trennungs-Stories wie „in 5 Schritten geheilt“ – all das kann dich unter Druck setzen.

Du darfst wählen:

  • weniger Vergleiche

  • mehr Stille

  • mehr „Was brauche ich gerade?“

Manche Antworten findest du nicht im Außen, sondern in ganz stillen Momenten, in denen du dich selbst wieder hörst.

Unterstützung auf deinem Weg

Heilung nach einer narzisstischen Beziehung ist komplex – und sehr individuell.
Vor allem am Anfang ist es schwer, zwischen der manipulierten „Realität“ des Narzissten und deiner eigenen Wahrnehmung zu unterscheiden.

Eine gute, authentische Begleitung kann dir helfen,

  • Klarheit zu gewinnen,

  • deine Geschichte zu sortieren

  • und deinen eigenen Weg zu gehen, statt in Programmen „durchgeschleust“ zu werden.

Ein Youtube-Kanal, den ich dir wärmstens empfehlen kann, ist der von Artemis:
Hilfe für Opfer von Narzissten

Mit ihren Videos hat sie mir auf meiner Heilungsreise unglaublich geholfen und mich zu dem ein oder anderen Artikel auf diesem Blog inspiriert.

Fazit: Heilung ist kein Zustand – sie ist ein Weg

Heilung nach narzisstischem Missbrauch ist nicht:

  • linear

  • sauber

  • schnell

  • Instagram-tauglich

Sie ist:

  • chaotisch

  • körperlich

  • emotional

  • manchmal brutal ehrlich

  • aber auch voller kleiner, leiser Wunder

Vielleicht sitzt du heute da und denkst: „Warum bin ich immer noch nicht durch?“

Vielleicht ist die ehrlichste Antwort:

Weil dein Körper dich nicht im Stich lässt.
Weil er zum ersten Mal in deinem Leben nicht mehr bereit ist, dich zu verraten, nur damit du funktionierst.

Du musst nicht funktionieren.
Du darfst heilen. In deinem Tempo, mit deinem Körper. Nicht gegen ihn.

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